Unser Sommer

Eine Kritik zu Hummingbirds.
An English summary can be found below.

Zwei Jugendliche liegen auf einem Autodach und schauen in den dunklen Nachthimmel. “Hast du den Stern da gesehen? Und den da hinten?”. Als die Alarmanlage des Autos losgeht, springen sie gackernd auf und laufen davon. Es handelt sich um Beba und Silvia, zwei beste Freund:innen, die ihren letzten gemeinsamen Sommer dokumentarisch einfangen. Zum einen sind da die Unsicherheit, ob Beba in den USA bleiben darf oder nicht, was die beiden mit ihrem Leben anfangen möchten und wo sie ihre Heimat sehen. Zum anderen genießen sie es auch einfach nur, Zeit zusammen zu verbringen, zu tanzen, zu musizieren, Schilder von Abtreibungsgegnern so zu bekleben, dass sie nun für Abtreibung stehen, oder über ihre Vergangenheit zu sinnieren. Ineinander haben sie Trost gefunden, eine Person, die sie versteht und so akzeptiert, wie sie ist.
©I Love You Chingos LLC

Authentisch fängt der Film ein, wie es ist, sich treiben zu lassen, wenn man scheinbar alle Zeit der Welt hat. Er gibt den beiden Raum, hat Zeit für Alltagsmomente, die es sonst nicht auf die Leinwand schaffen. Leider fehlt hier aber jegliche Struktur, ein Faden, der durch den Film leitet, Spannung aufbaut oder einen Rahmen gibt. “Hummingbirds” zeigt die beiden Protagonist:innen und ihre Freund:innen dabei, wie sie sich selbst großartig finden, schafft es dabei jedoch nicht, eine Brücke zum Publikum zu bauen. Wir erleben einen Snapshot ihres Lebens, der zeitweise durchaus sehr unterhaltsam ist, jedoch leider im Gesamtbild nicht überzeugt, trotz der intimeren Gespräche oberflächlich bleibt, teils sogar ein bisschen repetitiv ist. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Beba und Silvia sowohl Protagonist:innen als auch Regisseur:innen des Films sind. Was als Konstruktion durchaus auch mal funktionieren kann, sorgt in diesem Fall dafür, dass kaum Abstand zwischen Videomaterial, Schnitt und der Vision des Filmes herrscht, in dem Sinne, als dass der Film Außenstehende nicht wirklich abholt. Was innerhalb eines Bekanntenkreises gut funktionieren mag und einen gemeinsam in Erinnerungen schwelgen lässt, überträgt sich hier leider nicht auf das Publikum — zumindest nicht auf mich. (Fairerweise sei hier angemerkt, dass manch andere:r aus dem Publikum zu “Hummingbirds” einen besseren Zugang gefunden zu haben scheint.)

Losgelöst von den Zuschauenden plätschert der Film so vor sich hin, hat abgesehen von der Authentizität und ein paar Lachern nicht viel zu bieten, hinterlässt auch keinen bleibenden Eindruck. Ein paar pointierte politische Parolen und witzige Momente, die sich insbesondere durch die Authentizität und Banalität auszeichnen, in denen sich jede:r wiederfindet, sowie die Ausstrahlung der beiden Regisseur:innen im Publikumsgespräch sorgen jedoch dennoch für ein paar erheiternde Momente und lassen mich versöhnlich gestimmt nach Hause gehen.

22.02.2023, Sarah Gosten


Our Summer

Two teenagers are lying on the roof of a car, looking up at the dark night sky. "Did you see that star there? And that one in the back?". When the car's alarm goes off, they jump up cackling and run away.
The film "Hummingbirds" follows two teenage best friends, Beba and Silvia, as they document their last summer together. Through everyday moments of dancing, making music, and pondering their futures, the film captures the uncertainty of their lives - from Beba's potential deportation to their dreams and where they see their home. At the heart of the film is their deep friendship, which provides comfort and understanding.

The film offers an authentic portrayal of what it's like to live in the moment without a clear path forward. However, the lack of structure or guiding thread can make it feel disjointed and repetitive at times. As both protagonists and directors, Beba and Silvia's personal connection to the material may hinder the audience's ability to fully connect with the film. While there are some moments of humor and poignant political commentary, the film ultimately lacks a lasting impact. Nonetheless, the authenticity of the film and the charm of the directors make for an at least partly enjoyable viewing experience.

22.02.2023, Sarah Gosten

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