Okay, kiddo

Genau wie in Hollywood rast der klapprige, alte Chevrolet mit Lu und ihrer Mutter über die Landstraße. Bonny und Clyde. Kiddo und Mom. Als die elfjährige Lu eines Tages eine SMS bekommt, steht kurz darauf ihre Mutter in der Tür des Kinderheims und lädt sie auf einen verbotenen Roadtrip ein. Hin- und hergerissen zwischen dem Alltag und seinen Regeln und der Sehnsucht nach ihrer Mutter, stürzt sie sich ins Abenteuer. Aber heute Abend sind wir aber wieder zurück?! Natürlich nicht.

„Die wirklich guten Filme sind in schwarz-weiß“, erklärt Mutter Karina. Sie selbst hat Lu natürlich nur verlassen, um ihre Karriere in Hollywood zu verfolgen. Hollywood greift „Kiddo“ thematisch und in seinem Stil immer wieder auf und nutzt es, um auf spielerische Art durch Lus Augen auf die Welt zu blicken. Seien es die einfachen Soundeffekte, die ihre Fantasiewelten zum Leben erwecken und jedes CGI überflüssig erscheinen lassen, riesige Zwischentitel oder einfach nur die schönen Aufnahmen leerer Landstraßen, es macht Spaß zuzusehen.

„Kiddo“, erzählt von dem unzertrennlichen Band zwischen Mutter und Tochter, aber auch davon, wie es sich anfühlt, wenn die eigene Mutter keine Konstante, sondern eine unzuverlässige Relative im eigenen Leben ist. Erstaunlich differenziert lässt der Film Lu über ihre Beziehung zu ihrer Mutter reflektieren und erkennen „Vielleicht ist manchmal nur ein bisschen auch genug“. Dafür nimmt er sich die Zeit, die er braucht, kann in der Mitte aber etwas langatmig wirken.

Langatmig, aber nicht langweilig. Durch seine Ehrlichkeit und eigene Ästhetik schafft "Kiddo" eine Atmosphäre, in der man sich gerne zurücklehnt und in Lus Welt abtaucht. Ein Film der diesjährigen Berlinale Sektion Generation, den man gesehen haben sollte.
26.02.2023, Konstantin

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