Kompromisslos, jung, weiblich

Eine Kritik zu den Kurzfilmen 3 14plus

Obwohl die Kurzfilmrolle 3 aus dem 14plus Programm über mehrere Kontinente führt, wird sie vor allem durch eines geprägt - starke junge Frauen, die kompromisslos ihren eigenen Weg suchen. Für mich stachen vor allem zwei Kurzfilme hervor: Mirror Mirror von Sandulela Asanda und And Me, I’m Dancing Too von Mohammad Valizadegan.

Auf den ersten Blick könnten sie beide kaum unterschiedlicher sein. Mirror, Mirror spielt im geschützten Raum, dem Schlafzimmer der Protagonistin, während And Me, I’m Dancing Too sich im öffentlichen Raum aufhält. Doch verbindet sie beide der Wille, sich nicht den gesellschaftlichen oder staatlichen Vorgaben zu fügen, sondern dem nachzugehen, was sich richtig anfühlt.

Mirror, Mirror folgt Luthandos Reise zu ihrem ersten Orgasmus. Dass Frauen sich nicht selbst befriedigen sollen, ist für sie unverständlich. In ihrem Heimatland Südafrika wird über so etwas gar nicht erst gesprochen. Mit ihrer besten Freundin Jodie macht sie sich auf die Suche nach den richtigen Techniken, dem richtigen Moment, um endlich ans Ziel zu gelangen. Im Saal wird viel gelacht, wenn die absurdesten Situationen entstehen. Vor allem aber fühlen sich viele verstanden. Den eigenen Körper zu erkunden und sich gegen die Tabus der Gesellschaft zu richten, kann einsam und anstrengend sein. Doch die Belohnung am Ende ist es eindeutig wert.

© Urucu Media

Weniger humorvoll geht es in And Me, I’m Dancing Too zu. Es ist schwierig, für ein so ernstes Thema Humor zu verwenden, denn zum Lachen ist es wirklich nicht. Wir befinden uns auf den Straßen Teherans. Protagonistin Saba interviewt iranische Mitbürger:innen zu ihrer Einstellung zum Tanzen. Unterbrochen werden diese Szenen durch Sabas eigene Leidenschaft zum Tanzen, für die sie den Iran verlassen möchte. Das Video, das sie dafür drehen soll, bringt sie jedoch in große Schwierigkeiten.

Zu einer Zeit, in der es täglich Proteste gegen das iranische Regime gibt, das regelmäßig Menschen hinrichten lässt, die sich gegen dieses aussprechen oder anderweitig nicht den staatlichen Auflagen entsprechen, trifft „And Me, I’m Dancing Too“ den Nagel auf dem Kopf. Kurz und prägnant bringt Valizadegans erster Kurzfilm auf den Punkt, warum überhaupt protestiert werden muss.

Neben diesen beiden starken Filmen, fallen die anderen drei leider weniger auf. Szemem Sarka von Domonkos Erhardt ist zwar schön animiert, jedoch fehlt eine richtige Geschichte, ein roter Faden, eine Message. Nicht einmal in das übergreifende Thema des Kurzfilmprogramms scheint er zu passen. Incroci von Francesca du Fusco und Infantaria von Laís Santos Araújo haben Potenzial, holen mich jedoch nicht wirklich ab. Insgesamt lohnt sich dennoch ein Besuch dieser Vorstellung – obwohl ich insgeheim davon ausgehe, dass And Me, I’m Dancing Too auch bei mindestens einer der Vorführungen der preistragenden Filme zu sehen sein wird.

22.02.23, Johanna Gosten

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