Blau meine Augen, bunt das Kleid



Eine Kritik zu Ochite mi sini, rokljata sharena

Es ist fast das Ende der Berlinale – der Samstag ist gekommen und nach unzähligen Filmen und Gesprächen über diese ist mein Kopf schon ganz schön voll, meine Augen sehr müde und mein Körper erschöpft. Und trotzdem freue ich mich zu recht früher Stunde nochmal ins Kino zu gehen, denn ich nehme meinen kleinen Bruder, den siebenjährigen Oskar, das erste Mal mit auf die Berlinale um zusammen "Ochite mi sini, rokljata sharena zu gucken", der ab 5 Jahren empfohlen wird. Oskar darf zu Hause nur selten was Schauen und war erst ein paar wenige Male im Kino und so bin ich gespannt, wie er es im Kino aushält. Und nach dem Film bin ich stolz darauf, dass er so stark versucht hat, sich für das Geschehen auf der Leinwand zu interessieren.
© Polina Gumiela

Hinter … steht eine schöne Idee, wir folgen der dreijährigen Zana auf ihren Streifzügen durch die Nachbarschaft, sie spielt mit anderen Kindern und findet Freunde, sammelt Schnecken, erschreckt Katzen, isst Eis und beobachtet die Welt. Das ist toll zu sehen, die Mama filmt und Zana bemerkt kaum die Kamera und geht ganz natürlich ihrer Wege. Es ist ein schöner Einblick in die Wahrnehmung der Welt aus der Sicht eines kleinen Kindes. Das Problem nur – der Film ist eine Stunde lang und wird dadurch, dass das Kind ohne wirklichen Leitfaden oder Inhalt durch die Tage begleitet wird, recht schnell zäh und langweilig. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt kann ich ihn trotzdem genießen, denn für mich ist es spannend ein wenig durch Kinderaugen zu schauen, die mensch ja doch mit den Jahren ablegt. Mein Bruder aber braucht das nicht, ihm braucht mensch nicht aufzuzeigen wie Kinder spielen, er ist ja selber noch eines. Es ist trotzdem spannend für ihn Zanas Charakter in einem bulgarischen Kiez zu folgen, ist es doch eine etwas andere Welt als die Seinige, aber nach 40 Minuten fragt er mich leise, wie lange denn der Film noch geht. Auch die Kinder um uns rum werden zunehmend zappelig und fangen an, ihre Sitznachbarn und das Geschehen im Kinosaal zu beobachten. Es ist das zweite Mal, dass ich auf der Berlinale in einem Film sitze, von dem ich denke, dass er als Kurzfilm wunderbar zu schauen gewesen wäre, als Langfilm aber leider nicht wirklich tragbar ist. Manchmal liegt wohl tatsächlich in der Kürze die Würze!

08/03/2020, Carlotta

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