Zwischen zwei Städten

Eine Kritik zu Guo Chun Tian.
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Ständig unterwegs zwischen der einen oder anderen Seite. Zwischen Shenzen und Hong Kong. Mit der Familie in Shenzen, der Schule und den Freunden jedoch in Hong Kong muss Peipei jeden Tag über die Grenze, ist dabei ständig unterwegs, gehört aber nirgendwo richtig hin. Der Versuch den Erwartungen der deutlich wohlhabenderen Freundin gerecht zu werden, gepaart mit einer gleichzeitigen Neugier lässt sie aus einer einmaligen Möglichkeit das lukrative Schmuggeln von iPhones aus Hong Kong, seit Rückgabe an die Chinesische Republik eine steuerlose Sonderverwaltungszone, nach Shenzen für sich entdecken. Hier findet sie ihre neue Familie, fühlt sich wohl, hat Spaß, wird dabei jedoch auch immer weiter in den Sog der Gesetzesverstöße gezogen.
Elektronische Musik mit einem starken Beat begleitet sie auf ihrem Weg. Grelle Neonlichter der beiden Städte prägen die Aufnahmen. Man erhält kleine Einblicke in ihr Schulleben, ihre ersten Ausbrüche elterlicher Regeln beim Schulschwänzen und die Differenzen zum Leben der reichen Freundin, die unbedingt nach Japan reisen möchte, um echten Schnee zu sehen und für die die Frage der Finanzierung keinerlei Rolle spielt.

All dies ist unterhaltsam gestaltet, bleibt jedoch auch sehr an der Oberfläche. Viele Themen werden angeschnitten, wie beispielsweise das Studieren im Ausland und die entsprechende Ungleichheit, wenn dem Sohn dies ermöglicht wird, der Tochter jedoch nicht. Dem Thema wird jedoch kaum Raum geboten, intensiver erforscht zu werden. So wird recht unvermittelt auch eine kleine Romanze eingeführt, die mir etwas erzwungen, unpassend, erscheint. Dabei möchte ich nicht sagen, dass alle Themen immer bis ins Tiefste beleuchtet werden müssen. In manchen Fällen wäre die Ausleuchtung eines anderen Themas auch zu viel und überwältigend und das ledigliche Anschneiden demnach kunstvoll eingesetzt. In diesem Film erscheint es mir jedoch zu gewollt.
Leider werden auch die Differenzen zwischen Shenzen und Hong Kong kaum tiefergehend beleuchtet. Insbesondere die Identitätsspaltungen von Personen, die sowohl in Shenzen als auch in Hong Kong leben oder arbeiten, aber in beiden Städten nicht richtig ankommen, interessierte mich im Vorhinein. Auch über die allgemeinen Unterschiede hätte ich als Außenstehende gerne mehr erfahren. Mit diesem Thema wird sich jedoch nicht tiefer auseinandergesetzt. Im Gegenteil wird recht viel vorausgesetzt, sodass ich mich an manchen Stellen frage, ob mir nicht vielleicht doch der Hintergrund fehlt, um tiefergehende Aspekte des Films zu durchschauen.
Alles in allem also ist „Guo Chun Tian“ ein unterhaltsamer Film, der mich durch seinen Mangel an Tiefe jedoch nicht ganz überzeugen kann.

Do., 14.02.2019, Sarah Gosten



In-Between Two Cities


Always on the move between one side and the other. Between Shenzen and Hong Kong. With the family in Shenzen, but school and friends in Hong Kong Peipei has to cross the border every day, is constantly on the move, but does not belong anywhere. The attempt to live up to the expectations of her much wealthier girlfriend, coupled with a curiosity at the same time, makes her discover the lucrative smuggling of iPhones to Shenzen from Hong Kong, a taxless special administrative zone since the return to the Chinese Republic. Here she finds her new family, feels at home, has fun, but is also drawn further and further into the maelstrom of law violations.
Electronic music with a strong beat accompanies her on her way. Bright neon lights of the two cities characterize the recordings. You gain some insights into her school life, her first outbursts of parental rules when truanting school and the differences to the life of her rich friend, who absolutely wants to travel to Japan to see real snow and for whom the question of financing plays no role.


All of this is entertaining, but remains very much on the surface. Many issues are touched upon, such as studying abroad and the inequality that this entails when it is possible for the son to do so, but not for the daughter. However, there is hardly any room for the subject to be explored more intensively. Another thing added is a small romance being introduced quite abruptly, which seems somewhat forced. I don't want to say that all topics always have to be examined in depth. In some cases the illumination of another subject would be too much and overwhelming, and just leaving it in as a statement would suffice. In this film, however, it seems too intentional to me.
Unfortunately, the differences between Shenzen and Hong Kong are also barely examined more deeply. Especially the split identities of people who live or work in Shenzen as well as in Hong Kong, but do not really belong in either city, interested me in advance. As an outsider, I would also have liked to know more about the general differences. However, this topic is not dealt with any deeper. On the contrary, a lot is assumed, so that at some points I ask myself whether I might not be missing the background in order to see through more profound aspects of the film.
All in all, „Guo Chung Tian“ is an entertaining movie, which cannot really convince me because of its lack of depth.

Thursday, 14th Feb 2019, Sarah Gosten

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