"It's all me"

Ein Kommentar zu Beba -

Ich glaube, dass nichts, was ich hier schreibe, auch nur ansatzweise dem gerecht werden kann, was Rebeca Huntt in Beba geleistet hat. Dennoch habe ich das Bedürfnis, meine Gedanken zu dem Film zu Papier zu bringen, und zu versuchen, zu vermitteln, was dieser Film in mir ausgelöst hat.
© Sheena Matheiken 

Grobkörnige Kamerabilder, Ausschnitte auf 16mm Film, künstlerische Filter und Klänge, Gedichte, Hip Hop. Eine Collage. Untermalt von Rebecas Stimme.
79 Minuten Film über ihr Leben. Acht Jahre Arbeit, um ihre Gedanken, Emotionen, einfach alles, was sie an persönlicher Entwicklung durchgemacht hat, in ein Medium zu bringen, um zu vermitteln, wie es ihr geht, wie sie mit ihrer historischen Last als Afro-Latina umgeht, wie sie ihren Platz in der Gesellschaft wahrnimmt, erkämpft. Ein wirres Dickicht aus Archivaufnahmen, Interviews und sehr gezielten Kameraeinstellungen.

Ungeschönt, roh fängt sie den Umgang mit ihrer Familie ein, die Unterschiede und Konflikte zu ihrer Mutter, das leicht aufbrausende Verhältnis der beiden zueinander. Dabei ist Rebeca sowohl Regisseurin als auch Hauptperson ihres Films. Einzelne Sequenzen bilden intensive Diskussionen mit weißen Freund:innen, in denen über den Umgang mit dem Thema Rassismus debattiert wird. Zwischendrin immer wieder intensive und schnelle künstlerische Aufnahmen und Klänge. Die Thematik ihrer Identität und ihres kulturellen und gesellschaftlichen Erbes zu jeder Zeit omnipräsent.

Es wäre anmaßend zu behaupten, ich hätte das meiste in diesem Film verstanden. Im Gegenteil, viel wahrscheinlicher ist, dass mir ein Großteil der Nuancen und Bedeutungen dieses Films entgangen ist. Schließlich hat Rebeca acht Jahre ihres Lebens darauf verwandt, ihre Gedanken in diesem Werk zu gliedern und zum Ausdruck zu bringen.

Filme wie diese beeindrucken mich. Sie erlauben einen flüchtigen Blick in die komplexe Gedankenwelt einer anderen Person - etwas, was durch Worte allein kaum zu fassen ist und auch bei den Zuschauenden eine gewisse Zeit benötigt, um angemessen nachzuhallen.

Ein Film, der mich fordert, vielleicht auch überfordert, der mir meine weißen Privilegien mehr als verdeutlicht. Wie kann ich aktiv meinen Teil dazu beitragen, unsere gesellschaftlichen Rassismusprobleme auch aus der privilegierten weißen Position zu bekämpfen? Wo fange ich an? Wie kann ich lernen zu verstehen?
Der Film zeigt mir, wie tief diese Wut, die Frustration ist und wieviel es da gibt, was sich mir völlig entzieht - einfach dadurch, dass ich mich nie mit den gleichen Situationen konfrontiert sah.
Also was jetzt? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass dieser Film wichtig war. Wichtig, um mich aufzurütteln, mich zum Reflektieren anzuregen.

Was bleibt ist eine tiefe Bewunderung für Rebecas Mut, ihre persönliche Entwicklung, ihre Offenheit, ihre Wut, die Aufarbeitung, die sie in ihrem Werk geleistet hat. Und die Notwendigkeit, zu verstehen.
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Weitere Screenings:
Do. 17.02. 20:00 Uhr Haus der Kulturen der Welt
So. 20.02. 17:00 Uhr Cubix 8

15.02.2022, Sarah Gosten

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