Seinen Platz finden

Ein Kommentar zu den Kurzfilmen 2 im 14Plus Programm

Die Kurzfilme 2 von 14plus zeigen sechs vielfältige Filme, die sich alle mehr oder weniger mit dem Thema „seinen Platz finden“ beschäftigen. Besonders berührt haben mich davon drei Filme:

Nothing to see

Mit wunderbar komponierten Bildern zeigt Regisseur Nicolas Bouchez die Verlassenheit einer portugiesischen Kleinstadt. Der Filmstudent, der während eines Auslandssemester einen Film machen wollte, überlegte sich die ausgestorbenen Straßen vor seiner Haustür auf ästhetische Weise auf die Leinwand zu bringen. Und das gelingt ihm mit einer erfrischenden Leichtigkeit. Sei es wegen des Lockdowns oder wegen der Hitze im Sommer, mehr als leergefegte Straßen, Flugzeuge, die dicht über dem Himmel rauschen oder einen kleinen Jungen, der alleine vor seiner Haustür kickt, wird man in „Nothing to see“ nicht sehen. Allerdings überzeugt der 17 minütige Film durch seine künstlerischen Einstellungen und durch ungewohnte Kameraperspektiven, sodass das Surren einer Ampel oder die kahlen, aber farbenfrohen Hauswände ihre eigenen Geschichten schreiben. Ein Film der etwas anderen Art, der auf seine Art inspiriert.

Born in Damaskus

Der Krieg in Syrien und die damit verbundene Flucht vieler Familien ist seit Jahren ein schreckliches und aktuelles Thema, was uns in den letzten Jahren auf der Berlinale ein paar Mal schon begleitet hat. Die Art, mit der sich Regisseurin Laura Wadha der Situation in Syrien nähert, habe ich so allerdings noch in keinem Film gesehen. Selber in Schottland lebend, hatte Laura Familie in Damaskus, die sie als Kind oft besuchte. Als der Krieg ausbrach, musste die Familie ihrer Cousine ihre Heimat verlassen und die beiden verloren sich aus den Augen.

Abwechselnd sehen wir wackelige Videoausschnitte von Urlaubsaufnahmen aus Kindheitstagen, über die Laura in einem VoiceOver erzählt, wie sie Damaskus damals wahrgenommen hat, und Sequenzen aus Lauras heutigem Leben. Nach Jahren versucht sie wieder Kontakt mit ihrer Cousine aufzunehmen und die beiden verabreden sich zu einem Zoom Call, in dem Laura ihr die Urlaubsaufnahmen zeigt und die beiden darüber sprechen, welche Folgen der Ausbruch des Krieges für die Familie hatte.
Laura Wadha schafft es mit „Born in Damaskus“ in nur 15 Minuten sehr zu berühren. Die Erzählungen ihrer Cousine aus der Zeit des Kriegsausbruches und sowie Chatverläufen der beiden aus der damaligen Zeit lassen das Publikum wieder einmal spüren, wie schlimm eine solche Situation ist. Die alten Urlaubsaufnahmen zeigen im Gegensatz dazu Damaskus von einer heilen und schönen Seite. Dieser starke Kontrast zwischen einer heiler Welt und dem Krieg mit seinen Folgen machen „Born in Damaskus“ zu einem wirklich besonderen und sehenswerten Film.

Blaues Rauschen

Alex ist ein eher stiller Typ, der seine Umgebung lieber beobachtet, anstatt zu reden. Vormittags die Maurerausbildung, nachmittags streift er lieber durch den Kiez oder hilft seinem Chef bei der Renovierung einer Wohnung, anstatt mit seinem Vater seinen Geburtstag mit Essen gehen zu zelibrieren.
Blaues Rauschen“ ist ein Film über physische und psychische Distanz und Nähe und dem Umgang mit Erwartungen von anderen. Ohne viele Worte von Alex verstehen wir jede seiner Emotionen. Die präzise Kameraführung lässt jeden Blick und jede Körperberührung zu einem Gefühl werden. Die deutsch-österreichische Produktion von Regisseur Simon Maria Kubiena ist eine ehrliche und intensive Geschichte über einen jungen Mann, der versucht seinen Platz in der Welt zu finden.

Wer die Kurzfilme 2 von 14plus noch sehen möchte, hat dazu noch die Möglichkeit am So., 20.02., um 15:00 Uhr im CinemaxX 1 und 2.
17.02.22, Clara Bahrs

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