Mit Musik lässt es sich besser sagen



Eine Kritik zu Sublime

Manuels Leben ist unaufgeregt. Das denkt der junge Argentinier, der in einer Band spielt, jedenfalls. Doch als er anfängt, Gefühle für seinen Freund Felipe zu entwickeln, begibt er sich auf eine Gefühlsreise, während welcher er sich Grundsatzfragen des Erwachsenwerdens - um welche es kein Drumherum zu geben scheint - stellen muss. Während bei so manch einem Film im Generationswettbewerb der letzten Jahre durchaus berechtigt die Frage aufkommt, wie sich eine solche Geschichte in die Jugendsektion der Berlinale verirrt hat - beispielsweise Jumbo im Jahre 2020, in welchem eine junge Frau eine Beziehung mit einer Attraktion in einem Themenpark eingeht (ein großartiger Film auf vielen Ebenen, doch als Jugendfilm eventuell etwas ungeeignet) - ist Sublime das genaue Gegenteil von eben diesen Indie-Dramen, von eben diesen Sehgehwohnheitsprovozierenden Geschichten, die ihren Weg irgendwie in das 14+ Programm gefunden haben. Dieser argentinische Beitrag ist eine süße, kleine und vor allem menschliche Coming-of-Age Geschichte, schön eingefangen und gespielt und auch eben eines: unaufgeregt. 
© Tarea Fina 

Je nach Sehgewohnheiten und Filmgeschmack kann das einerseits Vor- und andererseits Nachteil sein. All das, was man von einer solchen Geschichte erwartet tritt in Kraft, alle vorstrukturierten generell-anwendbaren Plotpoints werden abgehakt. Wirklich außergewöhnlich ist an dieser queeren Geschichte nicht viel, dafür ist das, was der Film erzählt durch lebendige Musik und ästhetisch gefilmte Bilder unterstützt. Was als Komfortfilm für viele funktionieren sollte ist der anderen Langeweile, vor allem deshalb weil Sublime eben nicht wirklich neues erzählt, sich nicht nur erzählerisch sondern auch strukturell simpel hält. Doch manchmal ist solch ein gemütlich emotionales Drama über das Aufgeregteste im Leben - die Liebe - auch von Nöten um sich wieder auf die eben wichtigen Sachen im Leben zu konzentrieren. Um sich vor Augen zu halten, wie simpel doch zugleich wichtig Ups und Downs nunmal sein können. 

Etwas zu lang geraten weiß der Film nicht ganz genau an der richtigen Stelle zu enden - so war der Film vor dem eigentlichen Endpunkt bereits gut abgerundet - entlässt die Zuschauerschaft in der finalen Szene dafür aber mit einer bittersüßen Note. Sublime ist insgesamt betrachtet zwar nicht auf Höhen anderer Coming-of-Age Wunderwerke der letzten Berlinalejahre (á la „Une colonie“, „Sweet Thing“ oder „Meu nome é Bagdá“), dennoch zu sympathisch und menschlich um von Fans ähnlicher Filme ausgelassen zu werden. Allzu viel Außergewöhnliches sollte man sich nicht erwarten, doch mit ausreichend Interesse und der richtigen Erwartungshaltung dürfte der Film für ein gutes kleines Filmerlebnis sorgen - sofern man nichts gegen jugendliche Rock-/Popmusik hat.
14.02.22, Yaron

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