Hip-Hop für den Schulabschluss

Eine Kritik zu Allons Enfants-
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Die Turgot Schule mitten in Paris ist keine gewöhnliche Schule. Hier bekommen die Schüler:innen neben ihrem Unterricht auch eine Hip-Hop Tanzausbildung, bereiten sich auf nationale Wettbewerbe vor und lernen sich durch den Tanz auszudrücken. „Allons Enfants“ begleitet dokumentarisch acht Schüler:innen mit unterschiedlichsten Hintergründen, die ihren Alltag an der Schule verbringen.

Die beiden Co-Regisseure Thierry Demaizière und Alban Teurlai legen in ihrer Dokumentation ein besonderes Augenmerk darauf, dass die Turgot Schule Jugendlichen aus allen sozialen Schichten die Möglichkeit gibt, ihrem Determinismus zu entkommen und einen Schulabschluss zu machen. Denn die Bedingung weiterhin die Tanzausbildung zu bekommen ist auch das Erreichen von ausreichenden Noten. In „Allons Enfants“ sehen wir so im Wechsel Tanzszenen mit belebender Musik, Unterrichtssequenzen und Notengespräche zwischen Schüler:innen und Lehrenden, sowie Interviews, in denen die begleiteten Jugendlichen darüber erzählen, was Hip-Hop und die Schule für sie bedeutet.
Dass der Hip-Hop die Schüler:innen verbindet, wird schnell klar. Im Laufe des Filmes erfahren wir immer mehr von der teilweise schwierigen Herkunft einiger Jugendlichen, doch beim Tanzen unterstützen sie sich gegenseitig und es wird egal, woher sie kommen oder wer sie sind. Auch wenn ein Hip-Hop Battle immer ein Wettbewerb ist, zeigt der Film sehr schön die Gleichheit, die zwischen den Jugendlichen besteht, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder sozialer Herkunft. Besonders ihr Tanzlehrer David Bérillon hilft ihnen dabei, ihre Emotionen in in ihr Tanztraining zu stecken und ein Teamgeist zu entwickeln.

Für eine Dokumentation ist „Allons Enfants“ mit 115 Minuten recht lang, und diese Länge bemerkt man auch. Teilweise ist es durch zeitliche und örtliche Sprünge schwierig einen roten Faden zu erkennen und eine dramaturgisches Entwicklung lässt sich nur schwer finden. Auch weil verschiedene Klassenstufen und Tanzgruppen begleitet werden, kann das Geschehen nicht immer sofort zugeordnet und nachvollzogen werden. Allerdings scheint dies auch nicht der Anspruch der Regisseure zu sein, sondern viel mehr einen Gesamteinblick in den Alltag der Jugendlichen an der Schule zu geben.

Mit beeindruckender Kameraführung schaffen es Demaizière und Teurlai die Emotionen beim Tanzen auf die Leinwand zu bringen. Während der Tanzszenen vergisst man beinnahe, dass es eine dokumentarische Begleitung ist. Den Jugendlichen ist in keiner Szene die Anwesenheit der Kamera anzumerken, wodurch eine brutale Nähe und Ehrlichkeit zu ihnen entsteht.

Allons Enfants“ ist nicht nur für tanzbegeisterte ein spannender Film, der Einblick in die Welt zwischen Hip-Hop und Schulalltag gibt. Die hin und wieder entstehenden Längen können durch die mitreißenden Tanzszenen und die aufweckende Musik ausgeglichen werden, sodass ein in sich schlüssiges Porträt von Jugendlichen an einer besonderen Schule entsteht.

Weitere Vorstellungen während der Berlinale:
Fr. 18.02. 15:30 Uhr Filmtheater am Friedrichshain
Sa. 19.02. 18:00 Uhr Titania
15.02.2022, Clara Bahrs

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