Badewannentalk

Always Amber glänzt durch Authentizität.
Amber spricht für sich. Im wahrsten Sinne des Wortes. In 76 Minuten lernt das Kinopublikum Amber aus Schweden kennen und begleitet die 17-jährige nicht binäre Person durchs Leben.

Positiv herauszuheben ist, dass die beiden Dokumentarfilmerinnen, Lia Hietala und Hannah Reinikainen, sich explizit dafür entschieden haben, keine äußere Bewertung oder Einordnung zu geben. Einzig allein Amber führt selbstbewusst durch den Film und kommentiert die Szenen. Und das ist auch gut so, denn dadurch besteht keine Gefahr, dass der Inhalt von Außenstehenden verfälscht wird.

Drei Jahre begleiten die beiden Schwedinnen Hietala und Reinikainen Ambers Leben. Amber ist überglücklich als ihr gegen Ende des Films von einer auf Geschlechtsidentitäten spezialisierten Therapeutin attestiert wird, dass sie sich einer Brustabnahme unterziehen darf und somit die „offizielle Diagnose“ bekommt. Dies wirkt zunächst bizarr, da es impliziert, dass nicht binäre Menschen einer psychologischen Ab-Norm unterliegen und diagnostiziert werden müssten. Gleichzeitig ermöglicht die Diagnose Amber jedoch die Operation, die Amber hilft, nicht mehr in der Gesellschaft automatisch als Frau angesehen zu werden, wie Amber selbst sagt. Für Amber ist die Oberweite der einzige Grund, noch immer von der Gesellschaft als Frau identifiziert zu werden.
Zwar will Amber sich nicht für die Gesellschaft verändern, jedoch erscheint es Amber unabdingbar diesen Schritt zu vollziehen, um vollkommen (sie) selbst zu sein.

© Story AB

Always Amber zeigt sehr intime Einblicke in den Alltag und das Liebesleben von Amber. Sebastian, bester Freund und engste Bezugsperson für Amber, unterzieht sich während des Drehs einer Geschlechtsumwandlung.

Zusammen färben sie sich die Haare, baden, geben sich Ratschläge, sind bunt und für einander da. Selbstbewusst genießen sie das Leben und durchlaufen alle psychischen und physischen Veränderungen gemeinsam - als Team. Auch wenn ihre sehr enge Beziehung zueinander zwischenzeitlich komplett auseinanderzubrechen droht, finden sich die beiden am Ende wieder zusammen. Sie sind unzertrennlich. Ein unverzichtbarer Teil im Leben des anderen.


Samstag, 14. März 2020, Vivien Krüger

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