Was ist eigentlich Liebe?


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Was ist eigentlich Liebe? Ist es die sexuelle Lust oder das Gefühl, im Moment angekommen zu sein? Nicht mehr zu suchen, sondern eins mit dem Partner zu werden? Und ist das, was die Menschen nun besonders macht und was ihn von anderen Lebewesen auszeichnet, der Drang zum Wettkampf oder die Kooperation, die Herausragendes bewirkt? Ist es möglich, keinerlei eigenen Besitz zu haben und wäre dies wirklich der Schlüssel gegen Neid und Habgier?

In 303 treffen zwei vollkommen konträre Charaktere aufeinander. Durch einen Zufall machen sie sich gemeinsam in einem Campingwagen auf den Weg durch Europa. Auf so engem Raum bleibt es unvermeidlich, dass die beiden schon bald auf tiefgründige, wesentliche Weltanschauungen zu sprechen kommen. Sie, von der Gutmütigkeit der Menschen und der Möglichkeit, dass alle miteinander – nicht gegeneinander – arbeiten könnten, überzeugt; Er, der Kapitalismus resigniert als die einzig passende Form auf das wettkampfswütige Wesen der Menschen akzeptiert hat. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich bald angeregte Diskussionen entwickeln. Beide von der Haltung des anderen überrascht und teils entsetzt, sind gefordert, die eigenen Ansichten zu verteidigen und zu hinterfragen und letztendlich zu akzeptieren, dass es auch andere Ansichten gibt und gegebenenfalls ihre vorherige Meinung zu revidieren. Jedoch finden sich bei all den Gegensätzen auch Gemeinsamkeiten. Beide haben Angst, sich vollkommen jemandem hinzugeben, ihr Innerstes preiszugeben.
Der Film wird notwendigerweise von den beiden Hauptcharakteren getragen, wie es eben unvermeidlich ist bei solch einer Art Kammerspiel. Dies gelingt ihnen allerdings gut. Sie schaffen es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, zum Lachen zu bringen und es so mitfiebern zu lassen, dass es teils während des Films schon in Applaus ausbricht.

Die Kameraführung ist absichtlich gewählt, als hätte man selbst gefilmt oder wäre selbst dabei. Aus dem Auto hinaus in die abwechslungsreiche und schöne Landschaft oder von hinten, über die Schultern der beiden hinweg mit Blick auf die Straße vor ihnen und von der Seite, wie Mitfahrer einander erleben würde. Dies tut der Qualität der Bilder allerdings keinen Abbruch.
Es führt indes zu einer Nähe, als befände man sich selbst in der Situation. Die beiden kommen auf Fragen, bei denen sich jeder Zuschauer wiederfinden kann und beide Ansichten verständlich sind. Natürlich sind die Haltungen der Protagonisten extrem und teils vielleicht auch nicht komplett realistisch, aber diese Zweifel und Widersprüchlichkeit findet man auch in sich selbst. Auch die Dialoge werden mit einer Nähe präsentiert, dass man sie gut auf sich selbst projizieren kann. Die Art und Weise wie gesprochen, versprochen, gezögert und schließlich ausargumentiert eine andere Möglichkeit zugestanden wird, stellt wahre angeregte Diskussionen nur zu gut dar. Die langsam entstehende Romanze rundet den Film zusätzlich ab.

303 lässt einen in Gedanken an die besondere Atmosphäre auf Roadtrips zurück und daran, wie es sich anfühlt, herauszufinden, welche Haltung man zu den Geschehnissen in der Welt hat, um seinen Platz zu finden. Für die Jugendlichen in eben dieser Situation wie die Erwachsenen, die es an vergangene Tage und eben diese Lebensfindungsphase zurückdenken lässt, schafft dieser Film es, das Essentielle einzufangen und alle abzuholen.
Ein durchaus gelungener Auftakt zur diesjährigen Berlinale!


17. Februar 2018, Sarah Gosten

What is Love?


What is love, anyway? Is it the sexual desire or the feeling of having arrived at this very moment with the person you are with? No more searching, but becoming one with your partner? And is it the urge to compete or the cooperation what makes people special and what distinguishes them from other living beings creating something outstanding? Is it possible to have no property of your own and would this really be the key against envy and greed?

In 303 two completely contrary characters happen to meet each other. By chance, they travel through Europe together in a caravan. In such a small space, it remains inevitable that the two will soon come up with and challenge profound, fundamental worldviews. She is convinced of the good nature of mankind and the true possibility that everyone could work together - not against each other; He has resigned capitalism as the only suitable form to complement the competitive nature of mankind. So, it is not surprising that exciting discussions develop soon. Both of them, surprised and sometimes appalled by the other's attitude, are called upon to defend and question their own views and, at the end of the day, to accept that there are other views as well and, if necessary, to revise their previous opinions. However, despite all the contradictions, there are also similarities. Both are afraid to give themselves away to someone, to reveal their innermost feelings.
The two main characters carry the film, as it is inevitable with such a kind of intimate play. However, they do this well. They manage to fascinate the audience, to make them laugh and to let them share the excitement, so that it sometimes breaks out in applause during the film.

The camera work is deliberately chosen as if you had filmed it yourself or were there yourself. From the car into the varied and beautiful countryside or from behind, over the shoulders of both of them with a view of the road in front of them and from the side, as passengers would experience each other.
It leads to a closeness, however, as if one were in the situation oneself. The two come up with questions everyone in the audience can find in himself and both views are understandable. Of course, the attitudes of the protagonists are extreme and sometimes not completely realistic, but to some extent these doubts and contradictions can also be found in themselves. The dialogues are presented with a closeness that makes it easy to project them onto oneself. The way in which they speak, hesitate and eventually accept that there are other possible viewpoints, shows a true discussion. The slowly developing romance rounds off the film.

303 leaves you thinking about the special atmosphere of roadtrips and how it feels like trying to find your place in the world. To young people in this very situation, and adults, who think back to days long gone, both, this movie is appealing by being able to capture the essential.
A successful start to this year's Berlinale!


17th February, Sarah Gosten

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