What’s in the darkness?


„Jeder könnte der Mörder sein. Jeder ist verdächtig.“

Schon am Anfang wird der Zuschauer einer grotesken Marktsituation ausgesetzt. Mehrere geköpfte Schweine hängen in der Metzgerei. Vater Qu Zhi Cheng fragt nach, wann, wie und wo das Tier getötet wurde. Allerdings bekommt er bloß einen missbilligen Blick mit Beleidigung zurück. Niemand kümmert sich ernsthaft um die Aufklärung.

Nachdem drei Morde infolge des gleichen Täters geschehen, rennt Qus Vater, der bei der Polizei mitarbeitet, durch das hohe, satte, grüne Schilffeld zum Tatort. Komischerweise bekommt er davon trotzdem erst als letztes mit. Qu Zhi Cheng hat nämlich als einziger innerhalb seines Arbeitsplatzes einen guten Abschluss an der Universität gemacht, doch auf Grund seiner kritischen Sichtweise auf den Fall, wird er nicht respektiert. Unter seinen angeblichen Freunden wird er genau so wenig ernst genommen. Dadurch staut sich ein Unmut an, den er zu Hause an seiner Tochter Qu auslässt. Da er fingerfertig und manchmal schneller kombinieren kann, schimpft der Vater sie fast durchgängig aus. Ihre Mutter hilft ihr nicht, ganz im Gegenteil, sie zeigt keinerlei Mitgefühl und wendet Gewalt an.
Die Frage: „Warum leben meine Eltern überhaupt noch zusammen?“ wird häufig gestellt, jedoch nicht beantwortet. Eines Tages offenbart ihr ein Junge seine Liebe, mit der Folge, dass Qu Jing in Nervosität ausbricht. Ihre Eltern verbieten ihr strengstens, sich mit Han Jian zu treffen.
© Kong Desheng

Das sind alles Missstände, die in China während der 90-er Jahren gravierende Probleme darstellten. Das Ziel der Regisseurin Wang Yichun war Kritik an der chinesischen Politik und vor allem an dem System, was teilweise heute gleichermaßen noch vorhanden ist, auszuüben.
Das war einer der springenden Punkte, denn selbst als ich den Film schaute, wartete ich vergeblich auf die Auflösung des Mordfalls. Das hatte einen gewissen Überraschungseffekt, weil sich meinen Erwartungen nach das Hauptgeschehen um die Protagonistin und ihre Entwicklung drehen sollten.

Die chinesische Kultur und ihre Traditionen werden zeitgemäß gezeigt. Der exzessive Drill in der Schule scheint völlig normal zu sein. Traurigerweise wird sowohl die Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen, als auch das Angucken von lasziven Filmen als verhängnisvoll angesehen.
Durch die undemokratische Herrschaftsform Chinas fühlt sich keiner richtig für seine Taten verantwortlich. Das mag eine vage Vermutung sein, aber warum forscht niemand genau nach dem wahren Mörder? Weshalb werden nur sinnlos Fotos vom Tatort geschossen, die keiner mehr genau analysiert? Aus welchem Grund werden Menschen fest genommen, von denen insgeheim jeder einzelne aus der Mordkommission seine Unschuld kennt? Sollen die lachenden, abstoßenden Masken Anonymität zum Ausdruck bringen?
Permanent werden Hinweise auf einen möglichen Täter gegeben, aber nicht weiter verfolgt.
Gelungen endet die Geschichte schlagartig mit einem schwarzen Bild. Alles bleibt im Dunkeln Verborgen.
15.2.2016, Eva Swiderski

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