Die Kinder ohne Kindheit

Drei der berührendsten und ernstesten Filme des diesjährigen Generation Programmes beschäftigen sich mit Kindern oder Jugendlichen, denen durch schreckliche Erlebnisse ihre Kindheit gestohlen wurde.
Für mich sind diese drei Filme, trotz ihres ernsten Themas und der bedrückenden Stimmung, einige der Besten des diesjährigen Programms.

Die Dokumentation „Royahaya dame sobh“ (Starless dreams) gibt einen sehr intimen Einblick in ein iranisches Rehabilitationszentrums in dem minderjährige Mädchen, wegen krimineller Delikte einquartiert sind. Die Mädchen erzählen von ihrem Leben und von ihrem Leiden: von Drogenkonsum, Gewalt und Mord. Obwohl „Starless dreams“ eine Dokumentation ist, sieht man keine Wackelnde Kamera oder unscharfe Bilder. Der Film ist gut gefilmt und hervorragen geschnitten so, dass er auch einen künstlerisch hohe Leistung erbringt.
 Mich hat dieser Film sehr getroffen, durch seine ehrliche einfühlsame und schockierende art das Leben der Mädchen zu beschreiben.
Obwohl dieser Film sehr bedrückend ist, schimmert doch ab und zu ein Sonnenstrahl in das Leben der Mädchen. Wenn man dann in den Augen der Mädchen ließt, dass sie für diesen einen Moment glücklich sind, dass für diesen einen Moment nicht an ihr Leiden denken, möchte man fast weinen.
Mich hat dieser Film schockiert und bewegt und deshalb ist „Royahaye dame sobh“ für mich der beste Film aus dem diesjährigen 14+ Programm.
"Royahaye dame sobh" IRN 2016, Generation

Auch „Ortaal“ der gläserne Bär Gewinner der Sektion K+, war für mich einer der besten Filme im Programm. Mit Ernsthaftigkeit und doch auf nicht all zu bedrückende Weise, thematisiert dieser Film das Thema Kinderarbeit. Wie der Regisseur im Publikumsgespräch erzählt, ist Kinderarbeit in Indien ein großes Problem. Doch der Film geht auch auf andere aktuelle Probleme in Indien ein, so wie die schlechten Bildungsmöglichkeiten und die sozialen und ökonomischen unterschiede durch die Klassengesellschaft.
Darüber hinaus beschreibt „Ortaal“ auf einfühlsame Art das zärtliche Verhältnis zwischen Großvater und Enkelsohn. Kuttappayi lebt nach dem Tod seiner Eltern, einen Sommer lang mit seinem Großvater in der wunderschönen Natur Südindiens.
Hier sieht man Menschen die sich alten Traditionen bedienen, so wie das Fische-fangen mit einem Korb den man auf den Boden des Flusses stößt. Diese Form des Fischfangs wird Ortaal genannt.

Die ruhige Kamera und die fantastischen Landschafsaufnahmen verschlagen mir, auch als ich den Film ein zweites mal bei der Preisverleihung sehe, immer noch die Sprache.
Die authentischen Schauspieler tragen den Film und lassen einen nie den Bezug zur Realität verlieren.
Im Laufe des Filmes wird immer deutlicher, welche wünsche Kuttappayi hat: lernen, Freunde und Familie. Drei Wünsche, die man jedem Kind erfüllen will. Doch Kuttappayi und über 15 000 andere Kindern wird dieser Wunsch nie erfüllt werden. Ihr Alltag besteht aus Arbeit, Gewalt und Demütigung. Für Zärtlichkeit und eine fröhliche Kindheit ist hier kein Platz.
20.02.14, Liv Thastum

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